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mafiös Organisierte Kriminalität (mOK) in Sozialräumen – Vortrag und Kiezgespräch mit echolot und perspek'tif:a

05.11.2024 | 19:00 Uhr | GWA St Pauli (Hein-Köllisch-Platz 11-12, 20359 Hamburg)

Hamburg vernetzt gegen Rechts, GWA St Pauli, perspek'tif:a und echolot laden gemeinsam zu einem Gespräch über Kontexte ein, in denen Einschüchterung, territoriale Dominanz und die Normalisierung von mafiöser Organisierter Kriminalität (mOK) eine Rolle spielen. 
 

Ein undifferenzierter und täterfokussierter Diskurs über sogenannte „Clan-Kriminalität“ hat zur Folge, dass bestimmte Sozialräume pauschal als gefährlich und kriminell vorverurteilt und Anwohner:innen stigmatisiert werden. Bewohner:innen können dadurch eingeschüchtert werden; dies spielt möglicherweise vor Ort präsenten mOK-Strukturen, die demokratische Prozesse unterwandern, in die Hände und ihre territorial einschüchternde Machtausübung wird zusätzlich bestärkt.
 

Ohne gezielte zivilgesellschaftliche Präventions- und Interventionsmaßnahmen drohen solche Sozialräume langfristig für demokratische Teilhabe verloren zu gehen. mOK bedroht nicht nur die demokratische Kultur vor Ort, sondern schränkt auch die Freiheit und Würde von Betroffenen ein. Das Gespräch über mOK bleibt dabei unauflöslich mit Rassismus, sozialen Ungleichheiten wie Armut und Bildungs(un)gerechtigkeit verbunden. Betroffene von mOK erleben dabei nicht selten eine doppelte Belastung: Sie werden nicht ausschließlich mit der Gewalt und Einschüchterung durch mOK-Akteure konfrontiert, sondern müssen sich auch mit rassistischen Zuschreibungen aus der Mehrheitsgesellschaft auseinandersetzen.

 

Aus all diesen Gründen ist der Umgang mit mafiöser OK nicht allein Aufgabe von Polizei und Sicherheitsbehörden, sondern auch Aufgabe der demokratischen Zivilgesellschaft. Um Betroffene von mOK zu stärken und das gesellschaftliche Schweigen über Einschüchterungs- und Dominanzsysteme zu brechen, ist eine entsprechende Soziale Arbeit unabdingbar. Darunter zählen etwa explizite Jugend-, Schul-. Familien- und Nachbarschaftsarbeit sowie die Entwicklung und Verstetigung von geschlechtsspezifischen Angeboten wie beispielsweise Mädchen-, sowie kritische Jungenarbeit.

Im Rahmen des öffentlichen Kiezgesprächs wird echolot die neue Studie zu mOK im Sozialraum vorstellen, die erstmals fachliche Standards für die Soziale Arbeit in diesem Bereich empfiehlt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, im Anschluss an die Vorstellung gemeinsam mit echolot und perspek'tif:a über zivilgesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten und zu Verbindungen zwischen mOK und rechtsextremen Gruppen zu diskutieren.

Das Projekt echolot – Zivilgesellschaft gegen mafiöse Organisierte Kriminalität (mOK) wird seit 2021 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!" des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie mit Unterstützung der Landeskommission Berlin gegen Gewalt in verschiedenen Berliner Bezirken durchgeführt. Es zielt darauf ab, Jugendliche, junge Erwachsene und Multiplikator:innen durch Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit in ihrem demokratischen Engagement zu stärken. Der inhaltliche Fokus liegt auf den Gefährdungen für das soziale Zusammenleben und die demokratische Kultur, die von mafiöser Organisierter Kriminalität (mOK) ausgehen.

In Hamburg gibt es seit 2020 den Schwerpunkt perspek'tif:a, der sich nicht -mehrheitsdeutschen Formen des Rechtsextremismus widmet. Diese sind teils verbunden mit mOK und daher in der Auseinandersetzung mit dem Thema mitzudenken. Der Schwerpunkt ist Teil des Beratungsangebots Kurswechsel, welches Menschen bei ihrer Distanzierung von extrem rechten Einstellungen und dem Ausstieg aus diesen Szenen unterstützt sowie Angehörige und weitere Bezugspersonen berät.

Hinweis: Als Veranstaltende behalten wir uns vor, von unseren Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die (extrem) rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind, oder sich antisemitisch, rassistisch, völkisch, nationalistisch, verschwörungsideologisch oder anders menschenverachtend äußern, den Zutritt zu dieser Veranstaltung zu verwehren oder diese Personen auszuschließen.

3. Berliner Gespräch zu mafiöser Organisierter Kriminalität (mOK):
Notwendigkeiten und Grenzen Reflektierter Parteilichkeit

Das 3. Berliner Gespräch zu mafiöser Organisierter Kriminalität (mOK) am 06. Juni 2024 widmete sich den Erscheinungsformen mafiöser OK im Sozialraum, mit einem besonderen Fokus auf die Herausforderungen und Bedarfe für die Soziale Arbeit.

Mehr als 50 Personen aus der Sozialen Arbeit, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten gemeinsam in Vorträgen, Workshops und einem Kiezgespräch über Kontexte, in denen Einschüchterung, territoriale Dominanz und die Normalisierung von mOK präsent sind. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen.

Grußwort von Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger:

Frau Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger eröffnete das 3. Berliner Gespräch zu mafiöser OK mit einem Grußwort, das die Notwendigkeit des Engagements aller Akteure hervorhob. In ihrer Ansprache betonte sie die Rolle der Verwaltung bei der Bekämpfung mafiöser organisierter Kriminalität und bot einen vertraulichen, direkten Kontakt zu sich persönlich an, um bei Verdachtsfällen oder Beobachtungen von Verstrickungen in die Organisierte Kriminalität eine schnelle und direkte Intervention zu ermöglichen.

Präsentation der Studie und fachliche Standards:

Ein besonderer Höhepunkt der Tagung war die Präsentation der echolot Abschlusspublikation mafiöse OK im Sozialraum durch unsere wissenschaftliche Begleitung Prof. Dr. Esther Lehnert (ASH). Sie ging ausführlich auf die Verstrickung von Armut, Sozialer Arbeit und mafiöser Organisierter Kriminalität ein. Prof. Dr. Esther Lehnert betonte, dass Armut die Entwicklung von mOK begünstigt, da sie vermeintlich leichtere Aufstiegsmöglichkeiten für Jugendliche verspricht. So gerät die Soziale Arbeit in Konkurrenz mit mOK-Strukturen, die die Jugendlichen leichter einfangen können. Sie verglich die Arbeit in der Kinder- und Jugendarbeit im Kontext von mOK mit ähnlichen Auseinandersetzungen in der Sozialen Arbeit gegen Rechts. Dem gegenüber eröffnete sie das Konzept der Reflektierten Parteilichkeit als Notwendigkeit. Für diese braucht es eine hohe Analyse- und Reflexionsfähigkeit. Parteilichkeit ist zwingend an eine gesellschaftsanalytische Fundierung gebunden. Die vorgestellten fachlichen Standards für die Soziale Arbeit wurden gemeinsam diskutiert.

Workshops und Anwendung und Nachdenken über Notwendigkeiten und Grenzen Reflektierter Parteilichkeit:

Im Anschluss an die Diskussion der Abschlusspublikation wurde das Konzept der Reflektierten Parteilichkeit in zwei Workshops angewendet. Die Workshops trugen maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die Bedrohungen durch mafiöse Strukturen im Sozialraum zu schärfen und förderte die Vernetzung zwischen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit und Verwaltung.

Kiezgespräch über mafiöse OK im Wedding:

Abschließend wurde in einem Kiezgespräch über mafiöse OK im Wedding und zivilgesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten nachgedacht. Obwohl der Wedding hier exemplarisch genannt wird, stellt mOK nicht nur dort, sondern überall eine Bedrohung für die demokratische Kultur und gesellschaftliche Teilhabe dar. Die Rechte und Möglichkeiten von Betroffenen standen auch im Kiezgespräch im Fokus.

Das Berliner Gespräch zu mafiöser OK ist eine Veranstaltung des Instituts für Neue Soziale Plastik (Berlin) e.V. im Rahmen des Bundesmodellprojekts echolot: Zivilgesellschaft gegen mafiöse Organisierte Kriminalität.

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