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2. Berliner Gespräch zu mafiöser Organisierter Kriminalität (mOK): Klare Positionierung & mehr Unterstützung gefordert
Beim 2. Berliner Gespräch zu mafiöser Organisierter Kriminalität am 15. Mai 2023 lag der Schwerpunkt auf Herausforderungen und Bedarfe für die Jugend- & Familiensoziarbeit sowie Schule. Gemeinsam sprachen wir über Kontexte, in denen Einschüchterung, territoriale Dominanz und die Normalisierung von mOK präsent sind.
Rund 70 Personen aus Sozialer Arbeit, Schule, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutierten und arbeiteten in Feedbackgesprächen und drei verschiedenen Workshops.
Erste fachliche Standards für Soziale Arbeit im Kontext von mOK
echolot: präsentierte in Zusammenarbeit mit Dr. Esther Lehnert, Professorin für Theorie, Geschichte und Praxis Sozialer Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin, erste fachliche Standards für die Soziale Arbeit im Kontext von mOK.
Einer der wesentlichen Punkte, die Lehnert nannte, war, dass Soziale Arbeit auch im Kontext von mOK konsequent Ideologien der Ungleichwertigkeit zurückweisen müsse. „Zudem braucht es stets die Betroffenenperspektive: Wir brauchen Schaffung von Schutzräumen und Beratungsmöglichkeiten, Empowerment!“, sagte Lehnert.
Lehnert wies darauf hin, rassismuskritische Ansätze und genderreflektierende Perspektiven – männlichkeitskritisch und Förderung der Sichtbarkeit von Mädchen und jungen Frauen – im Kontext von mOK zu berücksichtigen.
Seitens der Verwaltung müssten „Regelstrukturen gestärkt statt kurzfristiger Sonderprogramme aufgesetzt werden“, so Lehnert. Sozialarbeiter:innen müsse man Fort- und Weiterbildungen zum Thema mOK ermöglichen sowie Schutzkonzepte für die Soziale Arbeit entwickeln.
Politik diskutiert über Unterstützung der Zivilgesellschaft gegen mOK
mOK stellt eine Bedrohung für demokratische Kultur und gesellschaftliche Teilhabe dar. Die Rechte und Möglichkeiten von Betroffenen sollen dabei stets im Fokus stehen. Hierzu gab es Workshops für Sozialarbeiter:innen, Lehrer:innen und für die Zivilgesellschaft allgemein.
Abschließend wurde in einem Panel mit Saraya Gomis (ehemalige Staatssektretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung), Orkan Özdemir (MdA, SPD) und Vasili Franco (MdA, Bündnis 90/Grüne) über die politische Unterstützung der zivilgesellschaftlichen Arbeit gegen mOK gesprochen. Gomis wies darauf hin, soziale Faktoren zu berücksichtigen, wenn man über Gewaltpotenziale spreche. Özdemir sagte, man müsse „mit Akteuren reden, nicht über sie“. Franco befand, man müsse den Blick weiten und nicht nur von sogenannter „Clankriminalität“ sprechen, sondern inbesondere die Geldwäsche im Immobiliensektor stärker in den Blick nehmen. Alle Diskutierenden forderten erweiterte Strukturen in der Verwaltung, etwa durch einen Unterstützungsfonds für Betroffene und langfristig finanzierte Beratungsstellen.
Das Berliner Gespräch zu mafiöser OK ist eine Veranstaltung des Instituts für Neue Soziale Plastik (Berlin) e.V. im Rahmen des Bundesmodellprojekts echolot: Zivilgesellschaft gegen mafiöse Organisierte Kriminalität und findet in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung, dem Verband für interkulturelle Arbeit (VIA) Regionalverband Berlin/Brandenburg e.V. und Schule ohne Rassismus-Schule – mit Courage (Landeskoordination Berlin) statt.